
Kolumne
Ich war gestern mit einem Kumpelinne spazieren. Ich bin diesen Weg schon öfters gegangen, als Kind, als Jugendlicher und als Erwachsener wie habe ich das in Erinnerung (Retention) und wie schätzte ich das zukünftig ein (Protention). Meine Kumpelinne hat mich gefragt wie lang gehen wir, ich konnte es nicht einschätzen. Husserl nennt das innere Zeitbewusstsein.
Und so setzten wir uns hin, und ich bestellte genau dasselbe was ich früher einmal in dieser Gastwirtschaft gegessen habe. Mir gegenüber war ein Pulk von Leuten und ich fixierte einen Augenblick eine Frau an, Sie löffelte einen Eisbecher. Dann verschwanden alle bis auf eine Frau und dass war eben die Frau mit dem Eisbecher. Heisenberg sagt ja, wenn wir unsere Umwelt beobachten verändert sich auch das Wessen des zu beobachtenden, so wie ein Elektron eben die Umlaufbahnen gewechselt hat, hat diese Frau Ihr verhalten durch meine Beobachtung verändert. Vielleicht war es auch nicht so in der zweiten Beobachterposition aber so scheint es eben in der ersten Ordnung.
In der Ethnologie spricht man auch von teilnehmender Beobachtung. Und der Forscher der vielleicht die Zapateros in Mexiko untersucht hat, muss natürlich seine störende Beobachter-position in der Feldforschung rausrechnen.
Und viele Ethnologen werden eben aus diesem Grund Dokumentarfilmer, weil die Kamera eben immer auch ein teilnehmendes Beobachten ist. Was eben wieder an Heisenberg erinnert.
Wenn ich jetzt rübergegangen wäre und Sie nach ihrer Nummer gefragt hätte, wäre das ethnologischer Aktivismus gewesen. Tat ich aber nicht!