Zeitenwende – 2013

Zwischen Lyrik, Prosa und dokumentarisch

Ich bin seit vier Tagen an der Adria,
die Stimmung wechselt wie meine Unter-
hosen, manchmal Regen, Wind und Wolken;
manchmal Sonne, Wellenlosigkeit und
spiegelndes Meer und Flaute, manchmal
brennt sie, manchmal verschwindet sie
hinter der Glocke über der Lagune.

Zeitenwende.

Das Ende des Sommers, der Anfang des
herbstes. Scharnierfunktionen gibt
es in der Kunst, der Literatur und
auch in der Geschichte, immer wenn
sich eine neue Stimmung er gibt wenden
sich die Zeiten. Hier ist es die Wende
zwischen Sommer und Herbst, zwischen
kurzen Hosen und langen, zwischen
baden und Regenspaziergängen am
Strand. Saisonende für die Rettungs-
Schwimmer und vielleicht Beginn für
die Muschelfischer.

Die Freaks kommen aus ihren Schnecken-
häusern, leere Strände zieht sie raus
in das Wechselwetter; Freaks wie ich
und du, die die Leere und die Einsamkeit
des saisonsende lieben.

Wo vor zwei Monaten die deutsche Welle
Richtung Mittelmeer schwappte, schwappt
jetzt die vom Wind aufgewühlte
Brandung gegen einen verlassenen Strand.
Hinter mir die letzten Wochen einer
Strandbar; nimmt die letzten Sonnen-
hungrigen mit einem Bona Serra und
einem guten Birra Moretti auf.

Es wird kühl in der Nacht, ich über-
lege ob ich mir Socken über die Nacht
anziehe. Auf dem platz verkauft jemand
selbst gestrickte Socken, dick und warm.
Tagsüber kühlt man das Bier, abends
kühlt es sich selbst.

Es ist wie das Spiel mit dem guten
Bullen und dem schlechten Bullen;
doch beide sind Cops, der Sommer und
der Herbst; zwei Systeme im Großen
System der Jahreszeiten. Der Sommer
hat gute und schlechte Tage der Herbst
hat gute und schlechte Seiten. Das
ewige schwarz / weiß Spiel, das Spiel
zwischen gut und böse, löst sich ab
und integriert sich in sich selbst in
einer unauflösbaren Zeitenwende die
sich hier am Strand durch Besucher
und Wetter offenbart.

Was bleibt ist der Geschmack von Salz,
wenn ich über die Lippen streiche
und der Wunsch wieder zukommen, an
den schönen leeren Strand an der
Lagune.